Dienstag, 1. August 2017

Es kommt, wie es kommen Moose

Nach langem durchqueren von Bergen, Prärie und Seenlandschaft haben wir endlich die Atlantikküste wieder. Unsere erste Nacht in New Brunswick verbringen wir bei Boondockern in Campbellton. Sie haben sich ein Grundstück am Strand gekauft, und möchten ein Haus bauen. Bis es soweit ist, campen Sie ab und zu da, um sich das Haus vorzustellen. Wir dürfen uns für die Nacht auch dahinstellen, und essen zusammen zu Abend. Dann sitzen wir ums Lagerfeuer und tauschen bei Wein & Bier unsere Reisegeschichten aus. Nach einer erholsamen Nacht verabschieden wir uns und fahren in den Sugarloaf Provincial Park, um den gleichnamigen Hügel zu besteigen. Auf dem Weg zum Gipfel finden wir noch ein paar Geocaches und geniessen dann die Aussicht über die Bucht. Nachdem wir unseren Bewegungsdrang etwas gestillt haben, fahren wir über die Brücke nochmals in die Provinz Québec, denn da ist die Alkoholsteuer deutlich niedriger. Nachdem auch unsere Erfrischungsvorräte aufgefüllt sind, machen wir uns auf den Weg zu unserem Übernachtungsplatz, irgendwo neben einem Dorf direkt am Meer.

Sonnenuntergang vom Grundstück der Boondocker in Campbellton
Der Weg führt uns zu den akadischen kleinen Inseln vor New Brunswick, wo wir den am Strassenrand wartenden Benji auflesen. Er ist 19, und reist per Autostopp von Québec City nach Halifax (und wieder zurück). In Miramichi überlassen wir Benji wieder seinem Glück, und holen noch ein paar Infos im Visitorcenter. Da kommt ganz unerwartet die Anfrage eines Freundes, ob wir im September noch in Kanada unterwegs seien. Klar, wandern in Jasper ist dann geplant. Nach 3 Tagen hat er seine Flüge gebucht, wir bekommen Besuch. Das freut uns ungemein! Bester Laune machen wir uns auf die Suche nach unserem Platz für die Nacht. Wieder bei Boondockern, welche jedoch in Alaska auf Reisen sind. Wir dürfen aber ihr Grundstück an der Küste benützen. Ein Sonnendeck, Feuerstelle und das Meer, perfekt. Nach Burger vom Feuer und einer Dusche unter freiem Himmel sind wir reif fürs Bett.
Da wir am Morgen mal Zeit und eine Feuerstelle haben, gibt es Rosinen-Zimt-Toast zum Frühstück. Danach besorgen wir uns „For Sale“-Schilder und füllen Benzin und Propan auf. Beim verlassen der Tankstelle will Ueli nicht anspringen, ob er wohl die Schilder nicht mag? Nach ein paar Versuchen klappt es mit anlassen und wir fahren in den Kouchibougac National Park. Wir stürzen uns gleich ins seichte Wasser und paddeln durch die Lagune. Ausser ein paar Quallen sind jedoch nicht viele Tiere unterwegs. Unsere Nachbarin auf dem Campingplatz fragt uns gegen Abend, ob wir King Crabs wollen. Ein lokaler Fischer verkauft seinen Fang. Hatten wir noch nie, also probieren wir die leckeren Tierchen doch mal, zumal es auch noch günstiger sei als im Laden.
Susan kocht sie für uns, und zeigt uns wie man an das Fleisch kommt. Das Fleisch ist zart, leicht süsslich und eine Mischung aus Poulet und festem Fisch. Ungewohnt, aber lecker. So sind 2 Krabben denn auch etwas viel als Probiersnack, aber wir dafür nachher satt.

Unser Essen vor dem Schälen
Waldmurmeltier
Es gibt eine der Lagune vorgelagerte Sandinsel, welche heute unser Ziel ist. 1h laufen bis zur Insel, dann bis zu 8 km Sandstrand (Oneway). Wir laufen ca. die Hälfte des Strandes, geniessen den Wind, die Wellen, die Ruhe. Immer wieder entdecken wir Plastikabfall, welchen wir auf dem Rückweg zu sammeln beginnen. So tragen wir wieder einmal zu einer besseren Umwelt bei.

Ich gehe mit meiner Boje, und meine Boje mit mir

Unser letzter Tag im Park ist nochmals dem Wasser gewidmet. Wir wollen nochmal über die Lagune paddeln, um auf einer vorgelagerten Sandbank sonnenbadende Seals zu besuchen. Doch da es Ebbe wird, verwandeln sich die 2 Öffnungen in der Sandbank vor der Lagune in fiese Ripcurrents, so dass wir uns gezwungen sehen, früher anzulanden und das Kajak auf die andere Seite zu tragen. Wir beobachten die Seals aus der Entfernung, und laufen nochmals ca. 1 km in die Lagune, bis wir uns sicher genug fühlen um wieder zu paddeln. Beim Rückweg frischt Gegenwind auf, und wir sind froh als wir endlich wieder festen Boden unter uns spüren.

Ueli ist ausgerüstet für Wassersport 


Unser Tagesziel ist ein Dorf neben Moncton, wo wir bei den Boondockern Linda & Phil übernachten. Wir werden herzlich empfangen, und reden übers Reisen und unsere nächsten Pläne in der Gegend. Phil ist gelernter Sanitärinstallateur, Hobbymechaniker und seit kurzem ausgebildeter Krankenpfleger.
Leider verbringen wir nur eine Nacht bei ihnen, und fahren am nächsten Morgen zu den Hopewell Rocks. Schon auf dem Weg dahin fällt uns der Chocolat River auf. Die höchsten Tidenhübe auf Erden rufen teils skurrile Schauspiele hervor. Da der Wasserstand alle 6.25 h um ca. 14m steigt oder fällt, sieht man entweder leere, schlammige Flussbetter oder braune Monsterflüsse. Bei den Hopewell Rocks möchten wir gerne bei Flut um die Felsen paddeln. Doch das Wetter ist zu unbeständig, der Wind zu stark. So beobachten wir stattdessen 3 h lang den Wechsel von Flut zu Ebbe. Die Nacht verbringen wir auf dem Shire Camping. Don hat seine Wiese zu einem Ort der Ruhe und Erholung gemacht.

Turkey Vulture sucht sein Abendessen (Roadkill)
Pizzasnack, gelingt auch im Campingofen
So backen wir ohne Ofen 
Vom Corporate Design von Parks Canada können andere noch was lernen
Am nächsten Tag sind wir zurück bei den Hopewell Rocks, um bei Ebbe auf dem Meeresgrund zu spazieren. Danach paddeln wir bei Flut mit einer geführten Tour um die Felsen und durch Tunnels hindurch. Es macht Spass, und ist eindrücklich selbst den massiven Höhenunterschied von Ebbe zu Flut zu erleben.

Flut 
2/3 
1/3
Nach nur 4 Stunden bei Ebbe
Paddeln wieder bei Flut
So sieht es bei Ebbe aus, ähnlich dem Chocolat River
Die Nacht verbringen wir nochmals in Don’s Oase, um dann den Fundy National Park zu besuchen. Die Strasse führt entlang der rauhen Küste und ist holprig. Doch genau das macht den Reiz aus.
Wir verbringen zwei schöne Tag im Park und wandern viel. Wir haben vor, zum Canada-Day (1. Juli) auf Prince Edward Island zu sein. Der ideale Stopp für die Übernachtung auf dem Weg dahin liegt bei Linda & Phil. Kurz angefragt, und ja, Sie sind zuhause und wir dürfen gerne nochmal vorbeikommen. Ein paar Kilometer von Ihrem zuhause an einer Kreuzung liegt die günstigste Tankstelle der Region, so füllen wir da noch Benzin auf. Beim Wegfahren will Ueli wieder nicht anspringen. Wir hoffen, das etwas warten und mehrere Versuche zum Erfolg führen. Leider nein. Die Leute sind sehr freundlich, und bald liegt ein älterer Herr unter Ueli um den Fehler zu finden/beheben. Wir können uns nicht bei Linda & Phil melden, da wir keine Telefonnummer haben. Ich bin schon nahe dran, denn Pannendienst zu rufen, als Linda auf Ihrem Motorrad ankommt. Ihre Eltern hätten Sie angerufen, und erzählt dass an der Tankstelle ein Camper mit offener Motorhaube stehe, der genauso aussehe wie der, den Linda ihr am Telefon geschildert habe (Nach unserem ersten Besuch).  So ruft Linda Phil an, und der kommt auch vorbei. Wir können den Starterkreislauf überbrücken und Ueli läuft. Angekommen zuhause suche ich mit Phil ca. 3 h nach dem Fehler, bis wir fündig werden – ein kaputtes Relais im Starterkreislauf. Am nächsten Morgen fahre ich mit Linda in die Stadt und besorge ein Ersatzteil. Nach 10 min ist das neue Relais eingebaut, und Ueli funktioniert wieder einwandfrei. Wir sind beeindruckt ob der Hilfsbereitschaft und all den glücklichen Fügungen. So sind wir doch noch am Abend vor dem Canada Day auf PEI bei den nächsten Boondockern, wo wir die folgenden zwei Nächte bleiben. Wir müssen uns entscheiden, ob wir den Feiertag lieber in Charlottetown (PEI’s Hauptstadt) oder einer kleinen Hafenstadt im Norden verbringen wollen. Wir entscheiden uns für Charlottetown, und das war gut so. Entgegen unseren Befürchtungen finden wir morgens um 10 Uhr problemlos einen Parkplatz am Hafen, und besuchen als erstes die schönen Segelschiffe. Es ist viel los, wir spazieren durch die Stadt zum Festplatz. Da werden Mittags um Zwölf  Salutschüsse abgefeuert und danach startet das Programm mit Musik, Essen und Unterhaltung. Wir geniessen den Nachmittag und finden uns gegen Abend vor der Bühne von Stihl Timbersports wieder. Es findet die erste Canadian Championship Trophy statt, ein hochkarätiger Wettkampf. Doch die regennasse Bühne ist zu unsicher für die Athleten, so warten wir über eine Stunde bis das Wetter etwas freundlicher wird. Kurz vor dem Final ist Zeit für das Feuerwerk. Ein Spektakel am Himmel, und danach das Finale. Wir hatten einen grandiosen Canada Day und sind gegen Mitternacht wieder zuhause.

Voller Einsatz
Der neue Tag bringt schwül-heisses Wetter mit, und wir besuchen die National Historic Site von Anne of Green Gables, wer kennt die Geschichte? Im englischen Sprachraum ist die Geschichte etwa so bekannt (oder noch mehr) wie bei uns Pippi Langstrumpf. Ingrid Lindström wurde übrigens auch von dieser Geschichte mitinspiriert. Ob jung oder alt, Einheimische oder Touristen, alle sind verzückt beim Anblick der real gewordenen Kindergeschichte.
Wir fahren weiter zum einzigen Nationalpark auf PEI. Wandern in den Dünen, schwimmen im kalten Atlantik, das volle Programm. Am Abend trifft man sich am grossen Lagerfeuer und eine junge Sängerin unterhält uns mit ihren Liedern.
Vom Nationalpark aus fahren wir in den Osten und besuchen die Myriad View Distillery. Nach einer kleinen Führung und Degustation der erlesenen Spirituosen kaufen wir für Yvonnes Sammlung einen Gin und fahren zu unserem Platz für die Nacht.
Da wir jetzt nach Nova Scotia wollen, nehmen wir die Fähre zurück ans Festland. Als wir am Terminal ankommen, dürfen wir direkt auf die Fähre fahren, nach uns wird abgelegt.
Erinnert Ihr euch noch an die neu gewonnen kanadischen Freunde, die wir in Neuseeland kennenlernen durften?
Zu denen fahren wir jetzt, ab nach Wolfville.
Wir kommen gegen Abend an, und freuen uns alle über das Wiedersehen. Wir tauschen unsere Erlebnisse seit Neuseeland aus, essen leckere Lammburger und öffnen die Post, welche wir zu Dune & Wanda schicken lassen durften. Ein Fresspäckli von zuhause, mmmmmh lecker. Am nächsten Tag machen Yvonne & Ich eine Wanderung zum Split Cape und treffen uns danach am Strand mit Dune & Wanda für das Abendessen. Apfel-Zimt-Schweinsbratwürste vom Lagerfeuer, klingt komisch, ist aber fein. In der Post war heute noch eine Abholeinladung für eine weiteres Paket. Wir sind 5 min vor Ladenschluss da, und können ein zweites kulinarisches Paket von zuhause abholen, jetzt sind wir ausgestattet für die nächsten, sagen wir mal 4 Wochen?

Split Cape
Der Abschied von unseren Freunden fällt schwer, doch wir wollen weiter zum Kejimujik National Park. Hier steht das paddeln im Vordergrund. Wir besuchen als erstes die roten Stühle auf einer Insel. Dann schwimmen wir etwas im See und lassen am Strand die Seele baumeln. Für den Sonnenuntergang paddeln wir nochmal in die Mitte der Bucht und erfreuen uns an dem ungewohnten Bild. In der Nacht ist  wieder einmal Sterne gucken angesagt, jedoch funktioniert das Teleskop nicht, und so lauschen wir den Geschichten wie die kanadischen Indianer die Sternbilder interpretiert haben.
Am nächsten Tag paddeln wir bei etwas ruhigerem Wetter bis in die Mitte des Sees und um ein paar Inseln und Backcountry Campsites herum. Am Abend nehmen wir teil an der ersten Lantern Flottilla, wir sind 4 Kanus und unser Kayak. Jedes Boot bekommt eine Laterne, und wir paddeln  flussaufwärts in die beginnende Dunkelheit. Jeder der 4 begleitenden Parkranger hat einen Ort ausgewählt, wo wir Halt machen, in uns horchen und der Geschichte des jeweiligen Rangers zur Natur und seiner Verbindung zum Park lauschen. Der gegen Ende einsetzende Regen macht es noch spezieller. Ein sehr schöner und intensiver Abend.

Naturstativ 

Kejimujik Lake
Nachtpaddeln bei der Lantern Flotilla
Nach der vielen Natur machen wir uns auf den Weg nach Halifax, mit einer Übernachtung direkt an einem Steinstrand unterwegs. In Halifax angekommen spazieren wir der Wasserfront entlang, gönnen uns etwas zu knabbern und einen Drink. Da wir in der Stadt auf einem Parkplatz übernachten, wollen wir das Nachtleben etwas auskosten. So finden wir denn auch eine etwas versteckte Bar, wo es leckere Drinks wie zu Zeiten der Prohibition gibt. Am Morgen holen wir uns Frühstück im Tim Hortons und besichtigen dann die Halifax Citadel, die grösste der vielen Befestigungsanlagen der umkämpften Stadt.

Ein typischer Ort zum Übernachten. Wer findet Yvonne?
Mural in Halifax
Aussicht von der Citadel
Nun folgen wir dem Cabbottrail in den Cape Breton Highlands National Park. Wir wandern viel, baden unterwegs in den Flüssen und sehen beim Skyline Hike in der Dämmerung unsere ersten Elche, Mama Moose mit Baby Moose. Auch der Sonnenuntergang mit der Kulisse der Highlands und dem Meer ist atemberaubend.
Insgesamt verbringen wir 4 Nächte im Nationalpark und wandern jeden Tag, pflücken die süssen Walderdbeeren und geniessen das Leben.


Farbenfrohe Spiegelung unterwegs
Mama Moose mit Baby Moose



Auf dem Weg zu unserem letzten Highlight in Nova Scotia, die National Historic Site „Fortress of Louisbourg“, liegt noch eine National Historic Site über Alexander Graham Bell. Wir lernen viel über das Leben und Schaffen von Bell, die Erfindung vom Telefon und seine Anstrengungen um fortschrittliche Tragflächenboote und Fluggeräte zu bauen.
In der Fortress of Louisbourg verbringen wir einen ganzen Tag, bestaunen die teils originalen, teils nachgebauten Gebäude und das von freiwilligen nachgespielte Leben zur damaligen Zeit. Wir verkosten einen Rum und wohnen der Ausbildung der Soldaten bei.

Aussicht auf Fortress Louisbourg

Rum zum Zvieri
Unser letzter Tag in Nova Scotia, auch der Geburtstag meiner Schwester. So rufen wir zuhause an um zu gratulieren und News auszutauschen, bevor wir Benzin, Propan und Vorräte auffüllen und uns gegen Nachmittag auf zum Fährterminal machen.
Wir sind vorbereitet für die 16-stündige Überfahrt und freuen uns auf unsere letzte Etappe von Westküste zur Ostküste. Neufundland wir kommen!


Unsere letzte Nacht auf dem Festland

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