Trotz dem leichten Schwanken haben wir die Nacht auf der
Fähre gut überstanden.
Das Nebelhorn hören wir im Schiffsinneren kaum mehr, zum
Glück. Sonst würden wir alle 2-3 Minuten aufschrecken. Wir treffen noch ein
Schweizer Paar, welches Ferien macht in Neufundland. Vielleicht treffen wir uns
wieder?
Als wir anlegen, herrscht schönes Wetter und es zieht uns in
den Süden, zum Cape St. Marys. Als wir vom Highway auf die Hauptstrasse
abbiegen hoffen wir, dass die Schlaglöcher nicht die nächsten 120km gleich tief
sind. Doch genau so bleibt es. Die Kombination aus Geschwindigkeit und
Unachtsamkeit kann schnell neue Pneus oder Stossdämpfer bedeuten. So schleichen
wir im Slalom zum Vogelfelsen, dafür pannenfrei. Der Nebel an der Küste
verzieht sich und gibt den Blick auf abertausende Wasservögel frei. Tief unter
uns im klaren Wasser taucht ein Wal auf. So werden wir doch angemessen für die
stressige Fahrt belohnt.
Cape St.Marys im Nebel |
Dichtestress? |
Ein willkommener Besucher |
Mit einem halben Ohr kriegen wir mit, wie ein Guide einer
Touristin einen Tipp gibt um Wale zu beobachten. Kurzer Check auf der Karte,
los da gehen wir auch hin, nur 20km. Als nach 15km immer noch nicht die richtige
Verzweigung kommen will, nochmal ein Blick auf die Karte. Ups, bis St.Vincent
sind es 130km. Egal, wir kämpfen uns wieder durch die schlaglochverseuchte
Strasse und sind gegen 17 Uhr am Strand. Und es ist gigantisch. Der Meeresboden
fällt ein paar Meter vom Kiesstrand entfernt um etwa 18 Meter ab. So können wir
den Walen vom Land aus beim spielen und fressen zusehen, aus ca. 40m
Entfernung. Wir sitzen stunden am Strand in unseren Stühlen und staunen. Als
dann der abendliche Nebel aufzieht, verziehen wir uns auf den Parkplatz in
unser Zuhause. Nach nochmaligem hinhören merken wir, dass im Camper neben uns
eine Familie berndeutsch spricht. Wir sagen hallo und bald sitzen wir zu sechst
im grösseren Camper bei einem Bier und erzählen uns gegenseitig was wir wo
erlebt haben.
Unser erster Tag in Neufundland war sehr schön und so soll
es weitergehen.
Whalewatching den ganzen Tag |
Wir schlafen schön aus und sehen am morgen nochmal ein paar
Wale, jedoch sind sie am Abend weitaus aktiver. Nachdem wir den Schweizern
adieu gesagt haben fahren wir zum Butterpot Provincial Park, wo wir 2 Nächte
gebucht haben. Es ist ein kleinerer Park und wir etwas faul, so beschliessen
wir ein Bad im See zu nehmen und dann gemütlich unser Abendessen zu kochen.
Signal Hill National Historic Site |
Wir statten dem Signal Hill in St. Johns einen Besuch ab,
sehen Eisberge in der Ferne und fahren dann nach Elliston um die Puffins zu
beobachten. In Elliston findet das
jährliche Puffin Festival statt. Wir essen etwas Zmittag und sehen uns an den
Puffins satt.
Wir möchten gerne Ehrenneufundländer werden, mit einem
sogenannten Screech-In. So fragen wir am Festival am Stand einen Künstler, ob
er uns dafür einen Ort empfehlen kann. Klar, ein irischer Pub in Bonavista. So
fahren wir nach Bonavista und finden nach kurzer Suche das Shannon. Als wir vor
der Bar stehen und nach Thomas fragen, grinst uns der Chef an und meint wir
sollen noch kurz warten. Denn das Screech-In darf nicht einfach so jeder
machen. Nach einem offerierten Guiness und etwas warten, kommt dann die
Bürgermeisterin (!) und veranstaltet mit uns und 4 weiteren willigen die
Zeremonie. Man zieht sich einen gelben Newfie-Regenschutz an, muss etwas
typisch Neufundländisches Essen, der Bürgermeisterin einen unverständlichen
Satz nachsagen, einen Kabeljau küssen und einen Shot Screech-Rum auf ex
trinken. Et Voila, schon sind wir Ehrenneufundländer. Es war lustig und etwas
Stolz machen wir uns die Suche nach einem Platz für die Nacht. Bei einem
winzigen Park neben einer Brücke werden wir fündig und schlafen bald ein.
Kiss the Cod |
Ausblick über den Newman Sound |
Ueli geniesst das Panorama |
Derselbe Eisberg am nächsten Morgen |
Unser Eis für die Drinks schwimmt noch hinter uns |
Heute fahren wir zu den einzigen Boondockers in Neufundland,
Barry und Lynne. Als Willkommensgruss bringen wir ein schönes Stück Eisbergeis.
Wir werden herzlich empfangen und verwöhnt mit Drinks und Essen. Der nächste
Tag wird etwas faul, wir widmen uns administrativen Dingen und einer kurzen
Kajaktour. Am Abend gehen wir zu viert zum Chase-the-Ace, eine Art Glücksspiel.
Wir gewinnen zwar kein Geld, dafür viele neue Bekannte. Die ehrliche,
freundliche Art der Newfie’s ist herzerwärmend. Wir werden zum Abschied von den
Leuten gedrückt und verabschiedet wie ein neues Familienmitglied. Wohlgemerkt
nach nur 1h kennenlernen und Würfelspiele spielen! Am nächsten Morgen
verabschieden wir uns von Barry & Lynne, auch hier typisch Newfie: „Falls
ihr irgendwo mal in der Klemme steckt, ruft uns an, wir kommen und helfen gerne“.
Barry’s ernstgemeintes Abschiedsangebot offenbart uns die Lebensweise der
Newfie’s. Auf einer Insel hält man zusammen, vorallem wenn es so eine harte
Lebensumgebung ist wie auf Neufundland.
Wir nehmen heute den Alexander Murray Hiking Trail unter die
Füsse, über 2600 Treppenstufen bergauf und –ab.
Unser Schlafplatz findet sich bei einer Picknickarea neben
einem weiteren Wasserfall.
Für den nächsten Morgen haben wir uns mit einem Mechaniker
verabredet, er soll checken ob Ueli mechanisch fit ist für den
Trans-Labrador-Highway. Nach kurzer Inspektion zeigt sich der erfahrene Herr
beeindruckt ob des guten Zustands, speziell als er Ueli’s Alter erfährt.
Zufrieden fahren wir nach Woody Point im Gros Morne National Park, wo wir ab
morgen unsere Wanderlust von der Leine lassen wollen.
Die geführte Wanderung mit einem Geologen in die Tablelands
ist interessant, doch unser Plan danach auf die Tablelands zu wandern wird von
einer Gewitterwarnung zunichtegemacht. Also verbringen wir einen gemütlichen
Nachmittag im Visitorcenter und im Trout River Camping.
Der Regen kommt |
Die Tablelands (links im oberen Bild) sind ein Stück des
Erdmantels, auf welchem die Kruste normalerweise liegt. Hier im Gros Morne NP
ist einer der einzige Ort wo so ein grosses Stück Mantel an der Oberfläche
liegt. Weil das Mantelgestein Schwermetallhaltig ist, wächst praktisch nichts
auf dem Untergrund (siehe Bild oben, vergleiche Hügel links mit rechts).
Sunset am Troutriver |
Aussicht aus dem Aufstieg in die Tablelands |
Familie Karibu beim Mittagessen |
Denn früh stehen wir auch wieder auf, heute erklimmen wir
den Gros Morne. Nach den 4km vom Parkplatz bis zur Bergbasis folgt der steile
Aufstieg durch ein Geröllfeld von 150 m.ü.M. bis 806 m.ü.M. auf dem Gipfel.
Kurz kommen wir in den Genuss von dem grandiosen Ausblick, dann schiebt sich
der Wolkendeckel über den Berg und wir sind im grau gefangen. Der Abstieg
gestaltet sich weniger steil, dafür länger. Nach 6 Stunden sind wir zurück bei
Ueli und wollen uns einen Platz auf dem Berry Hill Campground sichern. Doch
hier hat es das erste Mal in einem National Park keinen Platz mehr verfügbar
für uns. So machen wir uns auf die Suche und werden fündig im nahe gelegenen
Rocky Harbour bei einem privaten Campground. Wir gönnen unseren Füssen eine
Pause und uns eine Dusche, bevor wir auf die Idee kommen noch kurz im Dorf
vorbeizuschauen. Nach den erneuten 3km (pro Weg) zum Laden und zurück sind wir
dann endgültig froh nicht mehr laufen zu müssen.
Der nächste Tag zeigt sich regnerisch, und das am 1. August!
Wir machen uns einen gemütlichen Tag im Green Point Campground und besuchen am
späten Nachmittag noch das Visitor Centre. Pünktlich um 6 Uhr abends sind wir
in Norris Point im Black Spruce
Restaurant, wo wir uns zur Feier des Tages ein Dinner gönnen. Unsere Wahl fiel
auf das Restaurant, weil es unter Schweizer Führung steht und bekannt ist für
seine feine Küche. So werden wir auch nicht enttäuscht und verlassen Norris Point
wohl gesättigt .
Heute steht am Vormittag eine geführte Tour durch die Green
Point Geological Site auf dem Programm. Einer der wenigen Orte auf der Welt,
man mit einem Schritt ca. 500'000 Jahre Erdgeschichte durchleben kann. Wir
lauschen gebannt den Ausführungen von unserem Guide und bestaunen die gut
sichtbaren verschiedenen Erdschichten vor uns. Zum Schluss begeben wir uns
auf Fossiliensuche und finden auch ein
paar.
Jede Schicht repräsentiert Jahrtausende |
Fossile Algen und Einzeller |
Wobei es eigentlich kein echter Fjord mehr ist, denn seitdem
das Eis der letzten Eiszeit geschmolzen ist und somit nicht mehr soviel Gewicht
auf Neufundland drückt, hat sich die Insel einige Meter erhoben. Der ehemalige
Fjord ist jetzt ein mit Süsswasser gefüllter See. Da das Wasser das ganze Jahr
über sehr kalt ist und wegen der fehlenden Strömung auch sauerstoffarm, hat es
nur wenige tierische und beinahe keine pflanzlichen Bewohner. Dadurch bleibt
das Wasser extrem sauber. Eine Pumpe welche irgendein Nationalparkgebäude auspumpte,
hatte deswegen immer wieder Fehlfunktionen. Ein Sensor misst die Leitfähigkeit
des Wassers, welche vorallem durch Verunreinigungen und Mineraliensättigung gegeben
ist. Beim Wasser vom Western Brook Pond Fjord hat der Sensor aufgrund der
schlechten Leitfähigkeit angegeben, es sei kein Wasser da zum Pumpen, und so
wurde mehrmals eine Überschwemmung verursacht. Hat die Natur dem Menschen
wieder mal ein Schnippchen geschlagen.
Finde den alten Mann |
Western Brook Pond |
Nach dem Frühstück verabschieden wir uns vom Gros Morne
National Park. Unterwegs in den Norden machen wir einen Halt bei versteinerten
Thromboliten.
Thromboliten-Versteinerung |
Ein Balanceakt |
Farbenfrohe Steine im Arch Provincial Park |
Heute besuchen wir den nördlichsten Punkt Neufundlands und
die National Historic Site L’anse aux Meadows. Hier landeten die Wikinger vor
über 1000 Jahren und schlossen somit den Kreis der menschlichen Migration rund
um den Globus.
Für Morgen haben wir einen Platz auf der Fähre nach Labrador
reserviert, denn anstatt von Porte-aux-Basques zurück nach Nova Scotia zu
tuckern, haben wir uns für den Landweg über den Trans-Labrador-Highway entschieden.
Neufundland geht oft etwas vergessen bei der Planung eines
Kanada-Trips. Leider, möchten wir betonen. Denn Land und Leute sind top,
Neufundland & Labrador ist sogar Yvonnes Lieblingsprovinz geworden. Die 3
Wochen haben gerade für einen schnellen Streifzug gereicht, 3 Monate wären
angemessener. Ein Grund mehr, wiederzukommen.
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