Sonntag, 19. Februar 2017

Sandflies und andere Plagen

Es ist mitten in der Nacht, wir sitzen im Flieger und warten auf unseren Mitternachtssnack. Die Müdigkeit meldet sich so langsam, wir kuscheln uns so gut es geht in unseren Sitzen ein und lassen uns durch die Wolken ins Traumland tragen.
Leider ist der Flug zu kurz um richtig ausgeruht zu sein. Die Spannung aufs neue „Zuhause“ ist gross, so melden wir uns nach der Landung bei unserem Autovermieter, der uns am Flughafen abholt. Ales läuft wie abgemacht und wir beziehen unser Auto und füllen die ersten Vorräte auf. Da es in der Nähe von Christchurch einen gratis Campingplatz hat, steuern wir diesen an. Die Müdigkeit meldet sich gegen 17.00 Uhr, sodass wir einfach einschlafen.

unser neues Zuhause
Das erste Ziel unserer Reise ist Lake Tekapo. Es ist gutes Wetter und es ist viel los in Neuseeland. Wir merken schnell wie touristisch hier vieles ist. Am Lake angekommen verschlägt es mir fast die Sprache, ja der See ist wirklich schön aber das es so viele Leute hier hat, mit dem hätte ich nicht gerechnet. Es ist fast wie in Arosa in der Wintersaison. Wir sind glücklich noch einen Platz auf dem Camping ergattert zu haben. Dieser befindet sich auch an einem See und wir genießen den Blick in die Berge und aufs Wasser.

Aussicht aus unserer Wohnhöhle
Da wir den Lake Tekapo noch nicht richtig erkundet haben machen wir uns am nächsten Tag auf. Auch jetzt am morgen ist alles voll, überall hat es Busse mit Asiaten. Wir machen schnell ein Foto und verlassen diesen überfüllten Ort. Unterwegs, über Hügel und Täler kommen wir nochmals an einem sehr blauen See vorbei, hier halten wir und geniessen die Zeit mit Blick auf den schneebedeckten Mt. Cook. Der See lädt uns zum Steine flutschen ein, lange ist es her, als wir das zuletzt gemacht haben. Die Zeit vergeht wie im Flug wenn man sie so geniesst.

Lake Tekapo
Mt. Cook
Natürlich haben wir  auch touristische Attraktionen auf unserer Liste. So stehen heute die Moeraki Boulders auf dem Plan. Ganz früh (8.00 Uhr) machen wir uns auf zum Strand, sodass es möglichst wenig andere Leute da hat. Naja weit gefehlt, der Strand ist voller Asiaten und anderen Menschen. Die Steine sind sehr eindrücklich und der Strand sehr schön. Wir sehen noch einen Seelöwen der in der Sonne badet und geniessen unser Frühstück an der Küste.
Die Schlafplätze sind meist überfüllt und es geht kein Tag vorbei an dem wir nicht
irgendwelche Deutschen hören. Wir haben uns Neuseeland wirklich anders vorgestellt.
Am südlichsten Punkt der Insel befindet sich der Nugget- Point. Da das Wetter etwas durchzogen ist beschliessen wir eine kleine Wanderung mit Aussicht aufs Meer zu unternehmen. Wir sehen viele Seelöwen unten auf den Felsen und der Leuchtturm ist mit einer super grossen Linse ausgestattet. Wir haben einen guten Augenblick ausgewählt um noch einen Cache zu heben. So, wieder ein neues Land in unserer Statistik.
An diesem Strandabschnitt hat es sogar Pinguine. Wir stellen uns an den Aussichtspunkt und warten ab. Gut versteckt vor der Böschung steht einer und wartet. Wir können ihn aus einer guten Distanz beobachten bis er im hohen Gras verschwindet.




Zwischendurch machen wir Bekanntschaft mit einer speziellen Spezies: die gemeine Campermaus. Zuerst haben wir am Abend unsere deutschen Nachbarn belauscht, wie sie sich bei anderen über eine Maus im Auto beschwert haben. Da wussten wir beim Lächeln auf unseren Lippen noch nicht was uns blühen würde. Doch in dieser Nacht hörten wir immer wieder ein rascheln und fiepen, und zwar ganz klar aus, also IN unserem Auto. Mitten in der Nacht mit der Stirnlampe gut gezielt, hatten wir dann Gewissheit – wir haben eine Maus, wenn nicht zwei, in unserer fahrenden Wohnung. Am Morgen kontrolliert, ob etwas und was angefressen wurde. Mein Snickers! Also zwar nur das halbe, dafür der Länge nach. Die S**. Wir verstauen alles vermeintlich anknabberbare Maussicher und warten die nächste Nacht ab. Und wir werden nicht enttäuscht, es knabbert, knistert und fiept wieder, an erholsamen Schlaf nicht zu denken. Am nächsten Tag kaufen wir uns eine Mausfalle, und füllen sie mit – ja was wohl? – Snickers. Doch es geht uns kein Tier in die Falle, wir hören aber auch die typischen Geräusche nicht mehr. Entweder riechen wir das Ergebnis in ein paar Tagen und dürfen suchen, oder Sie hat sich aus dem Staub gemacht.

Eigentlich mal für mich gedacht, nicht für die Maus
Wir verlassen die etwas touristischere Gegend und ziehen weiter an der Westküste hoch.
Dort machen wir Bekanntschaft mit Beni, er ist aus dem Kanton Aargau und fährt mit dem Velo durch Neuseeland. Wir haben gute Gespräche mit Ihm. Da er auch in Australien und Tasmanien war können wir nochmals in Erinnerungen schwelgen.
Wir haben uns für den nächsten Tag verabredet um in die Gipsy Gallery zu gehen. Das ist eine Ansammlung von vielen selbstgemachten Gegenstände aus alten Sachen. Wir sind fasziniert von dieser Kreativität und Geschicklichkeit.

einfach aber geniales Spielzeug
Das Wetter wird etwas schlechter, es regnet die nächsten Tage fast durch. An der Purpoise Bay machen wir nochmals halt. Eigentlich kann man hier mit Delfinen im Meer schwimmen. Aber wir denken Delfine mögen kein Regen, denn wir sehen nur von weitem einen Delfin. Schade.
Der Vorteil wenn es so Regnet ist dass die Wasserfälle sehr schön aussehen. Natürlich sehen wir uns nicht jeden Wasserfall an, nach etwa 20 Wasserfällen sehen eh fast alle gleich aus.
Das Wetter wird wieder besser sodass wir doch noch etwas in die Natur können. Wir haben eine Höhle auf der Karte entdeckt. Ein Abenteuer das uns 400m durch die Erde lockt. Natürlich sind wir Feuer und Flamme für so etwas. Am Eingang angekommen sind nur etwa 3 Autos dort geparkt. Schuhe montieren, Stirnlampe und Taschenlampe gepackt und los geht’s. Es geht durch schmale Schlitze, in kleine Löcher, steile Leitern hoch und durch tiefe Pfützen. Alles Dinge die wir mögen! Die Höhle ist voller Glühwürmli und so wird es sogar mal Romantisch. Am Ausgang sind wir etwas dreckig aber voller Begeisterung.
Was dir vor einer Reise nach Neuseeland niemand sagt: Wie böse die Sandfliegen sind. Dies sind kleine schwarze Dinger die einem ein kleines Stück Haut rausbeißen und das Blut trinken. Danach fängt der extreme Juckreiz an. Es ist einfach fast nicht auszuhalten. Natürlich haben diese Sauviecher es voll auf unsere Füsse abgesehen. In der Nacht juckt es immer am meisten, sodass wir fast nicht mehr durchschlafen können. Ah, und der Juckreiz ist erst etwa nach etwa 10 Tagen vorbei!!

Selfie in den Clifden-Caves
Wir fahren Richtung Milford Sound an der Westküste. Die Fahrt durch die Berge und an  Wasserfällen vorbei ist spektakulär. Hier haben wir eine Schifffahrt gebucht. Es hat den ganzen Tag wie auch die Nacht geregnet, sodass wir uns gut gekleidet auf das Schiff machen.  Wir legen noch bei trockenem Wetter ab, fahren jedoch dann voll in den Regen hinein. Die Sicht ist nicht mehr so gut, die Fahrt im Meeresarm  ist trotz allem wunderbar. Voll durchnässt machen wir uns auf die Suche nach einer warmen Dusche. Der gefundene Campingplatz ist super sympathisch und es hat alles was unser Herz begehrt.

unter dem Wasserfall 
Ohne Wolken wäre es nur halb so schön

Der Wind macht interessante Bilder möglich

nach dem Regen blühen die Wasserfälle auf
Die Sonne kommt zurück und wir besuchen ein Vogel Reservat. Hier werden seltene oder verletzte Vögel von der Insel aufgenommen und gepflegt. Wir dürfen bei der Fütterung der Tiere dabei sein und erfahren viel über die hiesigen Vogelarten.  

Takahē 

Der Weg und das Wetter lassen es zu uns auf eine Tageswanderung zu begehen. Wir wollen zum Rob-Roy Gletscher. Unser Wecker klingelt um 5:45 Uhr, es ist noch dunkel draussen. Es wird ein super Tag, es ist wolkenlos und kühl. Die Fahrt zum Parkplatz war sehr abenteuerlich. Wir durften zuerst vielen Hasen und Schafen ausweichen. Leider hat es ein Hase nicht geschafft, wir haben ihn überfahren. Danach mussten wir durch kleinere Flüsse fahren, 9-mal durfte ich aussteigen und die Tiefe checken und den besten Weg durch den Fluss bestimmen. Wir sind nicht die ersten auf dem Parkplatz, jedoch beginnen hier auch mehrtägige Wanderungen sodass wir auf dem ganzen Weg alleine sind. Die Aussicht ist traumhaft und das Wasser köstlich. Flurin nimmt spontan noch ein kühles Gletscherbad. Beim Abstieg ist es dann sehr bevölkert. Wir hatten einen super Tag und fallen glücklich und müde in unser kleines Bett.

Wasserfall beim Rob-Roy-Glacier 
Panorama morgens um 10 Uhr
Der Rob-Roy-Glacier selbst
Auf dem Weg Richtung Norden kommen wir an 2 grossen Gletschern vorbei. Der Reiz ist gross an einer Tour dabei zu sein, jedoch ist die Vorhersage für das Wetter schlecht und diese Touren sind sehr teuer. Wir beschliessen einfach an den Gletscher zu wandern so nah wie man darf. Sehr eindrucksvoll so zwischen Palmen und „ Urwald“ einen Gletscher anzutreffen.
In der folgenden  schlaflosen Nacht wird Flurin von einem Magen-Darm-Leiden geplagt. Wir beschliessen den Tag in einem Motel zu parkieren, sodass es sanitäre Einrichtungen und etwas Zivilisation um uns herum hat. Es reicht ein Tag und Flurin ist wider langsam fit. Wir verlassen das Motel am Mittag und suchen uns einen Schlafplatz. Auf der fahrt fühlt sich Yvonne nicht so gut. Natürlich hat das Magen-Darm-Leiden auch sie erwischt. Da es wieder den ganzen Abend regnet und wir in unserem Auto bleiben, schauen wir Filme und Yvonne trinkt viel Tee. So nun haben wir beide es überstanden und wir fühlen uns beide wieder fit und die Fahrt kann weiter gehen.

Auch Flurin hatte viel Durst
Da es wieder den ganzen Tag regnen soll, und bis jetzt auch tut, steuern wir die Badi in Hokitika an. Nach ein paar Längen und etwas plantschen im Spa sehen wir, wie draussen die Wolkendecke aufreisst und blauer Himmel durchscheint. Wir laufen etwas dem Strand entlang, wo vor kurzem ein Beach-Art-Festival war, jeder Teilnehmer darf aus dem was er am Strand findet, Skulpturen bauen. Es hat noch viele schöne Überbleibsel davon. Am Abend statten wir den Glühwürmchen einen Besuch ab, und können diesmal sogar optisch welche einfangen.

Kunst am Strand 

"Ortsschild" von Hokitika
Mein Favorit, siehe unten links im Bild
Yvonne möchte ein Glühwürmchen sein
Nach über 2 Wochen haben wir endlich herausgefunden, für was diese eigenartige „Reibe“ in unserer Küche eigentlich gut sein soll – es ist ein Toaster für aus Feuer! So gönnen wir uns zum Frühstück nun öfters Toast. Wir verabschieden uns von den Pfauen die beim Camping im Baum wohnen und fahren entlang der Westcoast nach Punakaiki. Dort gibt es ein sog. Blowhole, wo bei Flut die Wellen eingeschlossene Luft und Gischt durch ein Felsloch nach oben drücken. Die Felsen rundherum sind eigentlich die übereinander abgelagerten Böden der früheren Meere, und sehen so aus wie sie heissen – Pancake Rocks. Nach dem Schauspiel der Blowholes bei Flut fahren wir zum Motukiekie Beach, wo wir auf die Ebbe warten, für ein ganz anderes Schauspiel. Der Meeresboden hat hier nur ein geringes Gefälle, und bei Ebbe zieht sich die See etwa 400 m zurück und gibt bizarre Felsformationen mit den darin lebenden Meeresbewohnern frei. So warten wir 3 Stunden bis wir die richtige Stelle bei Ebbe finden, wo die vielen Seesterne wohnen. Ein atemberaubender Anblick, vor allem im Wissen dass all dies in 2 Stunden wieder versunken sein wird. Wir fahren glücklich zu unserem Camping und gehen bald ins Bett.

Sunset am Motukiekie Beach
Die Pancake Rocks

Unser Kamerad beim Warten 
Starfish @ Motukiekie Beach 


Der heutige Tag wird eher faul. Eigentlich wollten wir schon etwas weiterfahren, aber haben uns gestern dann noch spontan für eine spezielle Aktivität entschlossen. Diese ist aber erst morgen verfügbar, und so verbringen wir einen ruhigen Tag, fahren nochmals nach Punakaiki zum Blowhole, sehen uns dort noch eine kleine Höhle an und geniessen ein feines Glace und das schöne Wetter.

Zum 3. Mal in NZ weckt uns der Wecker (mich zuerst die Sonne), denn heute fahren wir zu Steven um unser eigenes Messer zu schmieden. Wir treffen uns um 9.15 auf seinem Anwesen, zusammen mit 6 anderen werden wir heute aus einem Stück Carbonstahl, etwas Messing und Holz unsere eigenen Messer schmieden, schleifen und polieren. Es ist ein interessanter Tag mit verschiedenen mehr und weniger interessanten Leuten. Es ist schön, wieder einmal etwas handwerkliches zu machen, auch die Ergebnisse sind sehr gut. Nach dem langen, doch strengen Tag fahren wir noch ein gutes Stück zum Nachtlager, wo wir eine Dusche geniessen und schnell ins Auto liegen, um den Sandflies zu entfliehen.

Die Messer im "Rohbau"
Das Ausgangsstück ud die Ergebnisse (4. v.l. Flurin, 5. v.l. Yvonne)
Da wir unschlüssig sind wo es uns hinzieht, was wir mit der Wettervorhersage anstellen sollen und wann wir uns auf den Weg nach Norden machen werden, gibt es heute wieder einen Lazy-Day, wo wir nach langem Ausschlafen nur bis zum nächsten Schlafplatz fahren und uns da gemütlich über unsere Bücher hermachen.

Heute ist Samstag, Markttag in Nelson. Da wir in der Nähe geschlafen haben, müssen wir nicht allzufrüh raus. In Nelson schlendern wir durch den kleinen Markt, bestaunen das Kunsthandwerk und die Köstlichkeiten. Natürlich besorgen wir auch unseren Einkauf auf dem Markt, nirgends sind Früchte und Gemüse frischer und günstiger. Nach dem Markt richten wir uns noch in der Bibliothek ein, um die Vorzüge des Free WiFi zu geniessen und die nächsten Tage zu planen. Wir entschliessen uns, am Montag mit der Fähre auf die Nordinsel zu schippern, so bleiben uns hier noch 2 Nächte und im Norden genügend Zeit für unsere dortigen Vorhaben. Wir finden ein schönes Plätzchen zur Übernachtung auf der Karte, doch stellen wir bei der Hinfahrt fest, dass auf der Karte bedeutend weniger Kurven eingezeichnet sind. Doch der Nachmittag und die Nacht in Elaine Bay entschädigen für alles. Am Bootssteg sehen wir diverse Stachelrochen umherschwimmen, und ich hole meine Schnorchelausrüstung, um einen kurzen Schwumm mit den schönen Tieren zu wagen. Leider die Sicht nicht so berauschend, doch der kurze Ausflug ins Wasser erfrischend und aufregend. Es ist ein lauer Sommerabend, und bevor wir uns Bett gehen, schauen wir nochmals am Meer vorbei. Was war das für ein Leuchten? Schnell einen Stein reingeworfen um Gewissheit zu haben – Ja, es ist wieder das schöne blaue Leuchten vorhanden. So sehen wir noch lange den Fischen zu, wie sie kleine blau leuchtende Wellenringe erzeugen beim Beutefang, und werfen Steinchen ins Wasser wenn wir selbst Muster ins Dunkel malen wollen. Ein perfekter zweitletzter Abend auf der Südinsel.


Aussicht über die Elaine Bay 

Da wir morgen auf die Fähre müssen, wollen wir heute in die Nähe von Picton. So kurven wir ca. 3 Stunden wieder von Elaine Bay ins Landesinnere und dann der Küste am Queen Charlotte Sound entlang nach Picton. Dort angekommen gönnen wir dem Auto ein kühles Blondes Benzinchen und uns ein leckeres Glace, schliesslich weiss man nie wann der Sommer sich wieder für ein paar Tage verabschiedet. Dann machen wir uns früh zum Schlafplatz, denn dieser ist nah am Fährquai und Gratis, somit sehr beliebt. Wir erwischen einen der 12 Plätze und legen uns in den Schatten um zu lesen und diese Zeilen hier zu verfassen.

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