Die Ankunft war sehr stressig, denn es hat wieder einmal
viel Verkehr und wir wollen nur noch zu unserem Schlafplatz. Dort angekommen
erwartet uns eine Farm mit Camping, so dürfen wir ganz alleine den Ort
beanspruchen. So mögen wir es doch am liebsten!!
Wir haben für den nächsten Tag wieder einmal etwas
kulturelles ins Auge gefasst: Das Te Papa National Museum. Der Eintritt ist
Gratis, jedoch die Parkplätze mit 18$ eher teuer. Wir verbringen über 4h im
Museum und erfahren sehr viel über die Geschichte sowie Flora und Fauna
Neuseelands, den ersten Weltkrieg und die Maori Kultur. So viele Erkenntnisse
machen müde, sodass wir bald unseren Schlafplatz aussuchen. Es ist in einem „
Farm Forest Park“. Es hat Pferde, Schafe und Enten. Wir parkieren direkt neben
dem Bach und füttern die sehr hungrigen Enten. Ich sehe plötzlich im Wasser was
langes dunkles, oh ein Aal oder besser 6 Aale. Wir sind voll fasziniert von den
Fischen welch den Enten am Bauch knabbern und uns ganz genau ins Visier nehmen.
Am Abend höre ich vom Ranger, dass es weiter unten am Fluss „huge Eels“ gibt,
er zeigte mit seinen Armen einen sehr grossen
Abstand an. Natürlich wollten wir uns dies nicht entgehen lassen.
Bewaffnet mit Brot (der Ranger hat dies als Tipp vorgeschlagen) machen wir uns
auf die Suche. In einer Flusskehre, dort wo das Wasser sich etwas ins Ufer
gegraben hat, finden wir die Kerle. Und ja sie sind gigantisch und so viele.
Das Interesse an unserem Brot war gering, dafür hatten die Enten Freude daran.
Wir trauten uns sogar einen zu „streicheln“. Es fühlte sich sehr fest und fein
an, also überhaupt nicht glitschig. Als das Brot verspeist war und die Aale uns
erkundet hatten gingen sie zurück in Ihren Spalt.
Aussicht bei Ausfahrt aus dem Marlborough Sound in den Pazifik |
3m hohe Nachbildung eines Offiziers des Krieges in Gallipoli (Te Papa Museum) |
Die Fahrt führt uns weiter der Küste entlang, es ist ausgezeichnetes
Wetter und wir beschliessen uns zu einem Camping direkt am Meer aufzumachen.
Nach 120km erreichen wir den gesuchten Ort und sind mehr als zufrieden mit
allem. Am Strandspaziergang finden wir viel Schwemmholz und Flurin hat sich
eine kleine Bastelidee vorgenommen. Wir geniessen noch etwas die Sonne und
lesen und machen uns bereit für den Sonnenuntergang am Meer. Nach sovielen
Strandspaziergängen mit Wind hat mir Flurin einen Drachen gebastelt. (Aus
vielen Gesprächen heraus haben wir gemerkt das ich noch nie einen Drachen
steigen liess und so war das noch etwas was wir irgendwann mal machen wollten).
So gingen wir zurück zum Strand und ich versuchte das Tier zum fliegen zu
animieren. Es flog, und wie es flog! Es war einer der schönsten „Spaziergänge“
die wir bis jetzt am Strand machten. Danke!! Wir hatten beide sehr viel Spass
und der Sonnenuntergang war fast vergessen, die letzten Strahlen sahen wir
jedoch noch gold-rot auf das Wasser scheinen.
Die Wetteraussichten sind blendend, sodass wir uns in
Richtung Tongariro machen. Diese Wanderung haben wir fest auf unserer ToDo-Liste
und natürlich sollte es super Wetter sein. Wir gehen ins Info Center und
erkunden uns über den Shuttle Service. Die Wanderung geht von A nach B und wir
wollen das Auto nicht solange alleine lassen, aber alle Wertsachen auch nicht
mitnehmen. So beschließen wir das Auto an Punkt B zu stellen und uns vom Bus
nach Punkt A fahren zu lassen. Der Parkplatz wird überwacht, so beschließen wir
diese Variante zu buchen.
Den mächtigen Berg welchen wir am nächsten Tag besteigen
wollen sehen wir schon von weitem, jedoch muss dieser noch bis morgen warten.
Wir erkunden ebenfalls etwas die Gegend um den Berg herum und suchen noch 2
Filmsets aus „Herr der Ringe“ auf. Es ist eine sehr schöne vulkanische, bildgewaltige
Landschaft. Uns gefallen die Farben in den Felsen und die gewaltigen Berg- und
Talformationen. Wir wollen früh ins Bett, so dass wir für morgen „kampfbereit“
sind. (In Yvonne`s Vorstellung wird es ein Kampf sein.)
Der Wecker bimmelt um 5:32 Uhr. Wir sind „ voll parat“. Das
Frühstück ist schnell verspeist und die Fahrt durchs noch dunkle Land wird
vorsichtig ausgeführt. Wir wollen ja
nicht nochmals einen Hasen verlieren.
Am Parkplatz angekommen sind wir nicht ganz die einzigen die
auf den Busdriver warten und kaum wissen wohin mit dem Adrenalin. Die Fahrt
geht 20 min und es ist fast Mucksmäuschenstill im vollen Bus. Kurz vor der
Ankunft am Punkt A begrüsst uns der Fahrer auf Maori, und heisst uns im Namen
seines Stammes auf Ihrem Grund und Boden Willkommen und wünscht uns viel Spass,
aber auch Glück bei der Tageswanderung. Falls der Vulkan ausbrechen würde
während unserer Wanderung, sollen wir uns klein hinkauern (Lick your own Ass),
um den herumfliegenden, glühenden Steinen möglichst keine Angriffsfläche zu
bieten. Netter Tipp vom Fahrer, der zum Glück höchstens einige Asiaten nervös
macht.
Am Punkt A angekommen, spuckt der Bus seine Ladung freudig
aus, da er noch viele andere Wanderer holen muss. Wir lassen die mit Sandalen
und kurzen Sporthöschen bewaffneten jungen, vorwiegend deutschen Backpacker
gerne vorne ins Feld. Der erste Streckenabschnitt ist relativ eben, und über
die Geröllfelder führen schöne Holzstege. Bald sehen wir die aktive Erde von
nahem, es dampft immer wieder mal, riecht leicht nach Schwefel und das Gestein
wird immer farbiger. Dann kommt die Devils Ladder, die Leiter des Bösen. Klingt
aber schlimmer als es wirklich ist. Steil, viele Treppenstufen, jedoch sonst
gut machbar. Unser Puls schiesst heute zum ersten mal durch die Decke, doch die
Aussicht von oben entschädigt das wieder.
Wenn wir uns jetzt umdrehen, sehen wir nicht etwa eine Ebene
und den Abstieg vor uns, nein, wir starren an den nächsten Berg. Der Mt.
Ngauruhohe (Schicksalsberg oder Mt. Doom in Herr der Ringe) erwartet uns.
Dieser gehört nicht zum eigentlichen Tongariro Alpine Crossing, da er aber auf
der Route liegt, besteigen wir den Hügel doch auch noch rasch. Diese Annahme
erweist sich als falsch! Wir geben uns selber 3h, um raufzuklettern und wieder
herunterzurutschen. Es gibt keinen Weg auf den Mt. Doom, man darf sich selbst
den „angenehmsten“ aussuchen. Macht jedoch keinen grossen Unterschied wo man
beginnt, denn die Neigung von ca. 45° in Verbindung mit Sand und losem Geröll
lässt einen nach folgender Regel aufsteigen: 2 Schritte vorwärts, 1.68 Schritte
zurück. So dauert das ganze Spiel doch länger als geplant, und ist zudem auch
extrem viel anstrengender als es von unten Aussieht. Doch wir stemmen unserem
Schicksal alles entgegen, und auf dem ersten Plateau angekommen sind wir
zufrieden und geniessen die Aussicht und essen eine Kleinigkeit. Für den Weg
nach unten nehmen wir nochmal unseren ganzen Mut zusammen, denn jetzt gibt es
nur eine Regel: Nicht stürzen. Wer’s langsam mag, macht kleine Schrittchen und rutscht etwas auf dem Geröll
herum. Die anderen „surfen“ auf der Sand-Geröll-Welle-Lawine etliche Meter, um
dann mit grossen Schritten die Nächste anzusurfen. Und natürlich gibt es da
noch die Sandalenfraktion, welche ohne viel Fluchen tapfer durch’s scharfkantige
Geröll stapft. Ein kleines Grinsen können wir uns ob der „guten Vorbereitung“
vieler, vorallem jüngeren unerfahrenen oder beratungsresistenten Backpacker
dann doch nicht verkneifen. Es wäre ja nicht so, dass einem in jeder Broschüre
und Werbung für das Tongariro Alpine Crossing (der Name sagt ja schon alles)
brav aufgezählt wird, was man anziehen und/oder mitnehmen soll.
Neigung am Anfang des Geröllfeldes |
Geschafft und geschafft! Im Hintergrund der Mt. Tongariro |
Aussicht zum Blue Lake, und unser Weg dahin |
Abgesehen von einer fiesen, aber zum Glück eher kurzen
Steigung ist der Rest der Wanderung (16km) körperlich nicht mehr so
anstrengend. Dafür sehen wir wunderschöne blaue Seen, rote Krater und gelbe
Solfatare. Die ganze Farbenpracht eines Vulkanes eben. Der lange Abstieg macht
sich dann doch langsam bemerkbar in den Knien, und so sind wir sehr froh als
wir nach 19.7 km (plus Weg und Höhendifferenz Mt. Doom) den Parkplatz
erreichen.
Von hier sieht's nicht so streng aus |
All die Leute hier stören im Bild :-) |
Red Crater vorne, Mt. Ngauruhohe hinten |
Die Dusche am Abend gehört mit zum schönsten was wir in
diesen Tagen erlebt haben. Erschöpft aber zufrieden fallen wir ins Bett und
schlafen bald ein.
Da wir nun unsere grosse Herausforderung gemeistert haben, gönnen
wir uns einen ruhigen Tag in Taupo, und steuern nach einem Besuch der
Huka-Falls früh das Freecamp in der Nähe an. Da immer noch schönes Sommerwetter
herrscht, steht einem erfrischenden Bad im Fluss nichts entgegen. Nur nicht zu
weit runterschwimmen, denn die Huka-Falls ziehen kräftig. Das Wasser ist
glasklar, und auch das Seil zum reinschwingen fehlt nicht. Ein schöner
Badenachmittag. Nach einer ruhigen Nacht machen wir einen morgendlichen
Schnorchelausflug im Fluss, entdecken jedoch nicht sehr viel, geniessen aber
einfach so die gute Sicht.
Nächstes Fernziel ist Rotorua, ein geothermaler Hotspot. So
dampft und riecht es immer mehr, je näher wir uns an der stinkenden Stadt
befinden. Unterwegs schauen wir uns die Mud-Pools an, welche wir schon von Island
kennen, und nehmen ein Bad im Twinstream. Zwei Bäche, einer dampfend heiss, der
andere mit Zimmertemperatur, mischen sich in einem Y-förmigen Becken. Die
richtige Temperatur findet jeder für sich selbst nach längerer oder kürzerer
Suche.
Über bookme.co.nz haben wir einen Deal für etwas lustiges
gefunden: H2Ogo. Man lässt sich mit 50 l warmem Wasser in einen 3
Meter durchmessenden PVC-Ball sperren, um darin 250 Meter eine Wiese
herunterzurollen. Klingt absurd und lustig zugleich, was es ja auch ist. Doch
als wir dann jeder in seinem Ogo drin stehen und starten sollen, wird uns doch
kurz mulmig. Aber es macht Spass und ist wirklich harmlos. Nach dem
morgendlichen Adrenalinkick begeben wir uns zurück nach Rotorua und spazieren
durch den Stadtpark mit all seinen blubbernden, dampfenden und stinkenden Pools
und Bächen. Zum Abschluss besuchen wir das Ciabatta Café & Bakery. Chef ist
ein Schweizer, und das Angebot liess uns lange grübeln auf was wir denn am
meisten Lust haben. Nussgipfel und Laugenbretzel haben wir seit über einem
halben Jahr nicht mehr gegessen, und diese hier sind himmlisch! Also wer je in
der Gegend ist und kulinarisches Heimweh hat, weiss wo er hin muss.
Nach diesem erlebnisreichen Tag fahren wir mit etwas Regen
zu einem relativ neuen Übernachtungsangebot. Ein junges Paar, welches sich ein
grosses Farmgrundstück gekauft hat, bietet einen kleinen Campground darauf an.
Mit selbstgebauter Dusche, WC, Küche und den lustigen Schweinen MotherPig und
deren Sohn, Bacon. Bacon wird in naher Zukunft seinem Namen alle Ehre machen,
und MotherPig dann Bacon2 zur Welt bringen.
Da das Wetter am nächsten Tag nicht bombastisch ist, fahren
wir nach Tauranga in die Library, buchen unsere Tour für Hobbiton und suchen
eine Bleibe für die Nacht. Unsere Aufmerksamkeit wird von einem Campground
nicht all zu weit weg geweckt. Dann sehen wir, dass es sich um einen
Naturist-Park handelt. Klingt auf Englisch schon mal angenehmer als das
deutsche FKK. Wir schauen uns das auf der Webseite genauer an, und sind
eigentlich gar nicht abgeneigt. Zumal auch der Preis für das was geboten wird,
in der Umgebung durchaus wettbewerbstauglich ist. Also, wieder einmal etwas zum
1. Mal. Naturisten aufgepasst, wir kommen. Der Empfang an der Rezeption ist
herzlich, und wir werden sofort auf die speziellen „Hausregeln“ aufmerksam
gemacht. Wir erklären, dass dies uns bewusst und so ausgesucht ist, und
bekommen brav einen Platz. Den Nachmittag verbringen wir schwimmend im Pool,
Minigolf spielend auf der Wiese, Billard spielend im Aufenthaltsraum und
entspannt im heissen Whirlpool. Nebenbei führen wir gute Gespräche mit
verschiedenen Leuten, lerne neue Freunde aus Kanada kennen und geniessen das
Leben. Natürlich alles im Adam- und Eva-Kostüm. Eine spezielle, aber schöne
Erfahrung. Hier kommen wir wieder hin wenn wir mal in der Gegend sind. Den
folgenden Morgen starten wir im Pool und frühstücken dann, um uns danach in die
bereits fremdgewordenen Textilien zu hüllen, und zurück in die Gesellschaft zu
finden.
Da heute das Wetter wieder mitspielt, fahren wir zurück nach
Tauranga, um den Mt. Maunganui zu erklimmen. Bei dem schönen aber schwülen
Wetter eine leicht schweisstreibende Aktivität. Nach dem Sportteil kommt die
Kultur, und so suchen und finden wir das historische Dorf von Tauranga. Eine hübsche
kleine Häuseransammlung, mit gepflasterten Strassen und ein paar Läden und
Ateliers. Wir machen einen Halt im Shop des lokalen Gemmologenvereins und sehen
uns all die Mineralien und Edelsteine an. Da Yvonne bekanntlich ein Stein-Fan
ist, darf sich auch jeder etwas aussuchen. (exkl. Diamanten usw.) Nun ist es
Zeit für den Weg in die Nähe von Hobbiton. Auf der Fahrt bemerken wir die sich
verändernde Landschaft, es wird grüner und hügelig. Bei Brocks Place
angekommen, stellen wir unser mobiles Zuhause auf eine möglichst ebene Fläche
und erkunden die Umgebung auf der Farm. Wir ergattern Freilandeier, dürfen
Zitronen von Brocks Baum pflücken und bekommen frische Passionsfrüchte
geschenkt. Der Sonnenuntergang taucht die Hügel in goldenes Licht und wir verabschieden
uns ins Land der Träume.
Endlich klingelt uns wieder einmal der Wecker aus dem
Schlaf. Heute gehen wir nach Hobbiton und schauen uns das Filmset von Herr der
Ringe an. Es ist sehr neblig, und wir hoffen auf baldige Erlösung in Form
kräftiger Sonnenstrahlen. Ein grosser Bus bringt alle Teilnehmer vom
Visitorcenter zum Gelände wo das Filmset sich befindet. Von momentan 45
Hobbit-Löchern sind 2 begehbar, und nur das grosse von Bilbo Beutlin ist auf
den ersten Metern möbiliert. Alles was im Film in den Hobbitlöchern geschieht,
wurde im Studio gedreht. Doch der Rest ist echt. Die Blumen, Gemüsegärten und
Bäume sind alle echt und werden täglich von 6 Gärtnern gepflegt. Man wartet nur
darauf, hinter der nächsten Wegbiegung einen Hobbit anzutreffen. Nach dem
Spaziergang durch das Dörfchen gehen wir über die Brücke zum Green Dragon,
Hobbitons Pub. Ein Getränk pro Teilnehmer ist inklsive, so gibt es morgens um
halb 10 ein Stout, wie ein echter Hobbit eben. Nach dem Green Dragon ist die
Tour bald vorbei, und der Bus bringt uns zurück zum Parkplatz in die echte
Welt. Es war sehr interessant und auch schön, in Hobbiton einzutauchen.
Nun machen wir uns auf den Weg zur Cormandel Halbinsel.
Unterwegs nächtigen wir auf einem Freecamp neben einer Bibliothek, geniessen die
Rundsicht vom Mt. Paku (179 m.ü.M.) und fahren zum Hot Water Beach. Ein
kurioses Schauspiel was sich das jeweils 2h vor und nach Ebbe darbietet: An
einem Strandabschnitt von ca. 200m fliesst heisses Wasser ins Meer. Bei tiefem
Wasserstand kann im Sand ein Loch gebuddelt werden, worin sich heisses und
kaltes Wasser mischen zu einem angenehmen HotPool. Durch einfaches Damm bauen
oder entfernen kann heisses Wasser hinzugefügt oder umgeleitet werden. Und so
wird der gesamte Strandabschnitt mindestens einmal pro Tag von unzähligen mit
Spaten bewaffneten Touristen und Einheimischen umgegraben. Auch wir haben
gebuddelt bis wir Blasen an den Händen hatten, doch es war lustig, antrengend
und auch entspannend – solange der Sandpool dem fliessenden heissen Wasser und
den kalten Wellen standhielt.
Der Hot Water Beach war das eine Hauptziel auf der
Coromandel, das andere ist der Besuch einer Freundin in Coromandel Town.
Unterwegs dahin statten wir der Cathedral Cove einen Besuch ab und nächtigen
einmal bei Earl’s Paradise, ein kleiner, selbstgebastelter Campground auf einem
Hügel am Meer. Dann treffen wir endlich in Coro Town ein. Tina begrüsst uns
herzlich und verwöhnt uns von vorne bis hinten. Wir schalten zwei Tage ab und
geniessen das nichtstun sowie das Arbeiten. Wir helfen beim Bau einer
Gartenmauer und mähen den Rasen. Arbeit ist doch so schön. Auch den Besuch von
Coromandels Touristenattraktion, der Driving Creek Railway, lassen wir uns
nicht entgehen. Ein Aussteiger, der vom Töpfern leben wollte und auch konnte,
hat sich eine Schmalspureisenbahn gebaut, um den Lehm aus dem Hügel zur
Töpferei zu bringen. Eines Tages kam die Bank und sagte ihm, er sei im
Zahlungsverzug. Er solle für 5$ pro Nase Touristen mitnehmen, und sich so
finanzieren. Verlangt, getan. Heute ist die Bahn 3km lang, überwindet auf 4
Kehrtwendungen 100 Höhenmeter und führt durch 3 Tunnel und 9 Brücken. Wahrlich
ein Kunstwerk, zumal entlang der Bahn durch den Regenwald überall Skulpturen
stehen, und die Tunnelportale schön verziert sind.
Da das Wetter für die folgenden Tage eher schlecht wird, und
unsere Neuseelandzeit sich unaufhaltsam dem Ende nähert, beschliessen wir am
dritten Tag, Coromandel zu verlassen. Im Nachhinein wird sich zeigen, dass dies
ein guter Zug war. Reich beschenkt mit Gewürzen verlassen wir die Oase der
Erholung und fahren durch Auckland bis nach Waipu. Vor Auckland beginnt der
vorhergesagte Regen, welcher für die nächsten 4 Tage das Leben auf Neuseelands
Nordinsel bestimmen wird. Wären wir nur einen halben Tag später von Coromandel
Town los, wären wir nicht weit gekommen. Die Überflutungen und Erdrutsche haben
den nördlichen Teil der Halbinsel für 2 Tage abgschnitten. Auch sonst sehen wir
viel überflutete Weiden, reissende Flüsse und immer wieder einspurige
Strassenabschnitte, wo der halbe Hügel auf der anderen Fahrbahn liegt. Wir sind
froh hat uns nichts davon erwischt, wir hatten einfach 4 schweinisch nasse
Tage. Doch zurück zum Drehbuch: Am Ankunftstag in Waipu sind wir zu den Waipu
Caves, um wieder einmal Glühwürmchen zu bestaunen. Dies ist uns zum Glück auch
gelungen.
mit genügend Wasser wachsen auch die Haare wieder |
Aussicht vom Mt. Paku |
Blick zur Decke in den Waipu-Caves |
Da sich am folgenden Tag eine kurze Wetterberuhigung
ankündigt, fahren wir nach Whangarei und besuchen die Mermaidpools. Wiedermal
genau richtig gemacht. Wir sind bei Lowtide an den Pools und können das klare
Wasser bei einem Bad geniessen, während auf der anderen Seite der Felsen die
stürmische See wütet. Auf dem Rückweg beginnt der Regen wieder, und der Abstieg
auf dem lehmigen Hügel wird zur Rutschpartie. Da diese jedoch unerwartet
spassig ist, Rutsche ich gleich dreimal.
Wir fahren zurück nach Waipu und verbringen eine weitere
Regennacht.
Mit frischen Lebensmitteln ausgerüstet und mit Frühstück im
Bauch verlassen wir Waipu in strömendem Regen. Doch kurz nach dem Dorf gibt das
Radio einen dumpfen Knall von sich, und diverse Warnleuchten im Armaturenbrett
gehen an. Hmmm, was nun? An den Rand fahren und mal checken, ob noch alles
läuft. Komischerweise verschwinden die Warnlämpchen wenn ich das Licht
ausschalte....
Der Trick mit aus- und wieder einschalten sollte doch auch
beim Auto klappen. Motor aus, und wieder an – oder eben nicht. Da wir uns
sicher sind, dass die Batterie nicht leer sein kann, rufen wir beim
Pannendienst an. Der kommt dann auch bald und bestätigt meine erste Vermutung,
Alternator kaputt. Wir werden abgeschleppt, und nach Authorisierung durch den Vermieter darf der Mechaniker das
Ersatzteil bestellen und am nächsten Morgen einbauen. So verbringen wir die
Nacht in einer „Cabin“, ein kleines 1-Zimmerhüttchen mit Bett und Kühlschrank,
auf einem nahegelegenen Campingplatz.
Da es aber sowieso durchgehend weiterregnet, sind wir gar
nicht böse über die Abwechslung, und auch der doch kurze Unterbruch der Reise
ist eigentlich kein Problem, da ausser Fahren und Schlafen doch nicht viel auf
dem Programm stand.
Wir suchen uns günstige, kleine privat betriebene
Schlafplätze aus auf unserem Weg in den Norden. Für die Reisevorbereitung nach
Kanada legen wir noch einen Bibliothekstag ein und besuchen in Kawakawa das
Hundertwasser-WC. Als wir uns dann auf dem nördlichsten Inselteil befinden,
bessert sich das Wetter langsam, und wir finden einen hübschen Campground
direkt am 90-Mile Beach. Auf unserem Strandspaziergang schauen wir zu, wie ein
älteres Ehepaar Muscheln sucht. Einfach mit der Hand 10-15 cm tief im Sand
buddeln, und die erfühlten Muscheln rausziehen. Das Sammeln macht Spass, doch
wir mögen Seafood nicht besonders und überlassen das erreichen des Tageslimits
von 150 Tuatua’s pro Person den anderen. Nach einer stürmischen Nacht fahren
wir hoch zum Cape Reinga. Die Maori glauben, dass dort die Seelen der
verstorbenen in eine andere Welt übergehen, und der Pazifik trifft auf die
Tasmanische See. Ein spezieller Anblick. Es sind eigentlich nur Wellen, und
doch sieht man auch eine Strömung und einen leichten Farbunterschied.
Nach diesem grandiosen Anblick verlassen wir das Cape wieder
und fahren in den Süden, da für unsere letzten 5 Tage wieder gutes Wetter
angesagt ist. Eigentlich wollten wir bei einem Hostel auf dem Carpark
übernachten. Da diese jedoch nicht über die nötige Lizenz verfügen, ziehen wir
weiter. Doch auch die Restarea in einem Tal ist von den Wassermassen etwas
mitgenommen, und so suchen wir uns eine andere Möglichkeit. Ein kleines
Seitental, ganz ruhig und idyllisch, wo ein Ehepaar liebevoll ein kleines
Camping aufgebaut hat. WC, Dusche, Küche, Kühe und Freilandhühner. Es hat Platz
für ca. 5 Autos, dann ist voll. Klein aber fein. Als wir dann am Morgen von 5
Welpen überrannt werden, ist der Platz sowieso unser momentaner Hit.
Nach einem letzten feuchten Liebesbeweis der kleinen Racker
machen wir uns los und besuchen die Koutu Boulders. Das sind Verwandte von den
Moeraki Boulders, nur weniger berühmt. Da der Regen der letzten Tage hier den
Wasserspiegel einer Lagune noch erhöht zurücklässt, waten wir bis zum ersten
Felsen. Die vielen faustgrossen, farbigen Steine unterwegs dahin bedürfen einer
näheren Betrachtung, als wir feststellen dass dies von Regen und Wellen
glattgespülte Lehmbrocken sind. Ein wunderbares Gefühl, wenn beim draufstehen der
Lehm zwischen den Zehen hochquillt. Dann sind wir beim ersten runden Koutu
Boulder. Wie bei den Moerakis ein eindrückliches Bild, fast wie eine
Betonkugel, nur halt natürlich entstanden.
Nach dem Ausflug ins Wasser führt uns unser Weg zu ein paar
riesigen, uralten Kauri-Bäumen. Unterwegs treffen wir auf wilde Schweine (2
Weibchen und 12 Junge) die gemütlich am Strassenrand grasen und immer wieder
sehen wir wilde Truthähne in den Wiesen umherstolzieren. Bei den Kauris
angekommen, steht beim Eingang eine Hygienestation, um die Schuhe zu reinigen.
Dies soll die Verbreitung einer Krankheit, welche nur die Kauris angreift,
verhindern. Nach dem wir unsere FlipFlops und Füsse gereinigt haben, dürfen wir
in den Wald. Nach 5 Minuten sehen wir den Riesen. Tane Mahuta, der Gott des
Waldes, ein über 2000 Jahre alter Kauri, 51.2 m hoch und 4.4 m dick. Wir sind
überwältigt. Als wir später einen jüngeren Kauri am Wegrand anfassen können,
fühlt sich die Rinde steinhart an. Ein interessanter Baum. Unser Schlafplatz
ist der Trounson Kauri Park, eine geschützte Zone, wo wir abends einen
Nachtspaziergang machen um die dort lebenden Kiwis zu sehen, aber leider hören
wir zwar deren Rufe, bekommen aber keinen zu Gesicht. Wir fallen zufrieden ins
Bett.
Die Sonne weckt uns, sehr angenehm so aufzuwachen. Wir
frühstücken gemütlich und begeben uns in die nahegelegene Nelson Kauri Gallery.
Nelson macht aus dem Holz der Superbäume Tische und Gebrauchsgegenstände. Da
die Kauris jedoch unter Schutz stehen, dürfen keine mehr gefällt werden. Da die
Bäume jedoch im Regenwald und Sumpfgebiet wachsen, hat Nelson einfach in den
Sumpfgegenden nach „Swamp-Kauri“ gesucht. So macht er nun seine Holzarbeiten
mit bis zu 45'000 Jahre alten, im Sumpf konservierten Kauris. Nebst fertigen
luxuriös grossen Tischen und kleinen Schnitzereien gibt es auch Slabs,
sogenannte Klotzbretter aus Kauri zu kaufen. Sogar zu einem annehmbaren Preis –
nur ins Handgepäck passt unser neuer Tisch leider nicht. So können wir uns
nicht entscheiden ob wir etwas Holz als Souvenir mitnehmen wollen oder nicht.
Auch wenn es sehr verlockend wäre, seinem Tisch die Erlebnisse aus den
vergangenen 45'000 Jahren zu entlocken während dem Abendessen. In einem
späteren Beitrag erfährt der geneigte Leser dann zu was wir uns entscheiden.
Um unsere Köpfe wieder freizubekommen fahren wir zu den Kai
Iwi Lakes. Süsswasserseen, doch wer das nicht weiss, fühlt sich wie in Thailand
am Traumstrand. Kristallklares Wasser und weisse Strände, nur ist das
Wasserschlucken beim Tauchen nicht so unangenehm salzig. Trotz eines kurzen
Regenschauers nehmen wir ein Bad und geniessen die Ruhe. Nach den vielen
Erlebnissen ist es schon wieder Zeit, ein Nachtlager zu suchen. Wir finden nach
längerem wieder einmal ein Freecamp. Neben einer wenig befahrenen Provinzstrasse
darf man auf dem Parkplatz stehen und die WC’s des benachbarten Rugbyklubs
benutzen. Wir kommen mit unseren jungen deutschen Nachbarn ins Gespräch und
dürfen all die Fragen stellen, die uns so beschäftigen unterwegs beim
philosophieren mit was für Budgets und Vorbereitungen die Abiturienten nach
Neuseeland kommen für 1 Jahr Work & Travel. Der helle Vollmond beschert uns
einen nächtlichen Regenbogen, was für ein Spektakel!
Als uns dann die Sonne wieder weckt, beginnt für uns der
letzte reisende Tag in Neuseeland. Wir statten dem Marine Reserve um Goat
Island herum einen Besuch ab. Die meisten anderen Anwesenden haben eine
Schnorcheltour bei einem Anbieter gebucht und sind schön mit Neopren
ausgerüstet. Doch soooo kalt ist das Meer hier zum Glück nicht, und so
geniessen wir beinahe 1 Stunde die Unterwasserwelt und sehen wieder einmal
einen Eagleray unter uns durchfliegen. Nach ein wenig aufwärmen und sonnenbaden
steuern wir unseren letzten Campground vor Auckland an. Es ist ein kleiner
Stellplatz am Meer, und wir räumen dort das Auto aus, putzen alles und beginnen
unsere Sachen einzupacken.
Nun haben wir noch unseren Grossstadt-Tag vor uns. Wir
manövrieren uns geschickt durch das Strassenlabyrinth zu einer Tankstelle mit
Carwash, um auch die Aussenseite ansprechend herzurichten. Dann führt uns der
Weg zur Westhaven Marina, angeblich der grösste Bootshafen auf der
Südhalbkugel. Auf dem Parkplatz dort darf man im Camper übernachten mit einem
Parkticket. So stellen wir unser Auto dort ab und erkunden für einen Nachmittag
Aucklands Zentrum und Hafen.
Nach dem vielen schlendern sind wir müde und kehren zum Auto
zurück. Nach einer Dose Ravioli zum Znacht schlafen wir bald ein und „erholen“
uns das letzte Mal in unserer Sardinenbüchse.
So, der Grosskampftag naht. Zuerst suchen wir das Zuhause
von Norma und Familie, wo wir via Airbnb eine Nacht bleiben werden. Endlich
angekommen, staunen wir über die hübsche Lage und das grosse Haus. Es hat uns
in die „Desperate Housewives“-Gegend verschlagen. Nicht schlecht. Kurz die
Rucksäcke deponiert, dann suchen wir die Adresse wo wir das Auto zurückgeben
sollen. Die Rückgabe dauert ca. 5 Minuten, und wir haben viel zu gut geputzt
und einsortiert. Doch als Schweizer hinterlassen wir natürlich stets einen
guten Eindruck J.
Dann fahren wir mit dem Bus zurück zu Norma und waschen Wäsche, sortieren das
Gepäck und relaxen etwas. Am späteren Abend leihen wir uns die Fahrräder der
Familie aus und besuchen den Auckland Night Market. Gleich vorneweg, wer mal in
Auckland ist, sollte sich den nicht entgehen lassen. Im Parkhaus eines
Einkaufzentrum wird ca. die Hälfte der Parkplätze gesperrt ab 16.00 Uhr, und
dann wächst ein Markt aus dem Nichts. Es wird alles angeboten, Flohmarktsachen
ebenso wie Sonnebrillen, Parfums und Spielzeug....Der grösste Teil jedoch
besteht aus Verpflegungsständen, oder schon eher Strassenküchen. Wir fühlen uns
etwas wie in den äusseren Bezirken Singapurs, es reihen sich asiatische
Garküchen an Churrostände und Kebabgrilleure. Ein Festmahl, und wir zählen uns
den ca. 10% Nicht-Kiwis an dem Markt. Durch die Nacht mit dem Fahrrad zurück, 6
km durch die Grossstadt, auch ein Erlebnis für sich. Zufrieden, satt und
erschöpft schlafen wir ein.
Im grossen und ganzen hat uns Neuseeland trotz anfänglicher
Zweifel sehr gut gefallen.
Das Wetter ist wechselhaft und die Landschaft wild, aber das
gefällt uns eigentlich. Wir sind nur auf herzliche, aufgeschlossene Menschen
gestossen und haben uns wohl gefühlt.
Heute, Samstag 18.03.2017 um 20.10 Local Time fliegen wir
los nach Vancouver, um dort am Samstag 18.03.2017 um 13.10 Local Time
anzukommen, wir fliegen also von der Zukunft in die Vergangenheit – schräg.
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